Energie-Autarkie sofort erreichbar – und in zehn Jahren amortisiert
Vorstellung der Studie CO2-neutraler Gewerbepark Hohenlohe
Bei einer Online-Veranstaltung am Mittwoch, den 18.Mai 2022 15.00-16.00 Uhr wurden die ersten Ergebnisse der Studie zum CO2-neutralen Gewerbepark Hohenlohe der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Auf Initiative von Hohenlohe for Future untersuchte ein Forschungsteam der Reinhold-Würth-Hochschule Künzelsau unter Leitung von Professor Mohamed Ibrahim seit Mai 2021 die Möglichkeiten der Wirtschaftsbetriebe, bis 2030 ihre Klimaziele zu erreichen.
Der Einladung von Silvia Schöne aus Künzelsau-Gaisbach und Gudrun Krebs-Bothner aus Öhringen-Ohrnberg von Hohenlohe for Future, die das Projekt erdacht und in Auftrag gegeben hatten, kamen 28 Bürgerinnen und Bürger, Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und den Unternehmen nach und diskutierten die vorgestellten Ergebnisse.
Das Projekt wird unterstützt vom Zweckverband Gewerbepark Hohenlohe mit den Bürgermeistern der Mitgliedsgemeinden und Geschäftsführerin Claudia Rohn sowie neun Unternehmen, die ihre Energiedaten zur Verfügung gestellt haben. Einige Unternehmen haben oder planen bereits PV-Anlagen, andere haben auf Ökostrom umgestellt. Das Thema sei auf großes Interesse gestoßen, so Professor Ibrahim vom Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen-Energiemanagement (WEM). „Wir bieten unseren Studierenden immer interessante und praxisnahe Forschungsthemen für ihre Projektarbeiten und Bachelorarbeiten an.“ Aktuell ist das Thema vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine und den explodierenden Energiepreisen wichtiger denn je.
Ziel der Studie ist es, die Wirtschaftsbetriebe dabei zu unterstützen, ihre Klimabilanzziele bis 2030 zu verwirklichen oder sogar zu übertreffen und als landesweites Vorbild voranzugehen. Untersucht wurde, inwieweit durch lokale und dezentrale, also verbrauchsnahe Energiesysteme, eine möglichst hohe Energieautarkie realistisch wirtschaftlich darstellbar ist. Die Studie wurde von Studierenden des Studiengangs WEM unter der Betreuung von Professor Ibrahim und M.Sc. Eng. Alexander Rostov durchgeführt.
Der Student David Mrkonjic beschrieb in einer Präsentation zunächst den Ist-Zustand des Gewerbeparks mit einem Energieverbrauch von ca. 39 GWh und 17,6 Kilotonnen CO2-Emissionen im Jahr 2020. Darauf abgestimmt wurden von den Studierenden drei Szenarien entwickelt mit einem Mix aus unterschiedlichen Energiesystemen wie Photovoltaik, Windkraft und Blockheizkraftwerk mit Biogasanlagen. Der Wirkungsgrad und die Wirtschaftlichkeit wurden genau verglichen. Die notwendigen Investitionsvolumina betragen je nach Szenario zwischen 51,6 Millionen und 59,6 Millionen Euro. Dadurch kann eine Energieautarkie von über 85 Prozent und eine Amortisationsdauer von unter zehn Jahren erzielt werden.
In der anschließenden fachlichen Diskussion mit den Teilnehmenden der Online-Veranstaltung war eine sehr positive Resonanz auf die Ergebnisse der Studie zu vernehmen. Landtagsabgeordnete Catherine Kern (Bündnis 90/Die Grünen) mahnte, dass Biogas in Bezug auf die Lebensmittelsicherheit keine Konkurrenz sein dürfe. Der FDP-Kreisvorsitzende und Kreisrat Michael Schenk regte an, den Netzbooster aus Kupferzell in die weiteren Überlegungen mit einzubeziehen und wünschte sich, dass erst alle ohnehin versiegelten Flächen und Fassaden für Photovolatik-Anlagen genutzt würden, bevor man in die Freifläche geht. Auch an Wasserstoffproduktion mit der überschüssigen Energie sei zu denken: Der Vorsitzende des Klimabeirates Künzelsau, Dr. Harald Drück, wies darauf hin, dass die Wirtschaftlichkeit stark von der Entwicklung des Strompreises abhänge. Auch an die Energiespeicherung wie etwa Batterie- oder Wasserstoffspeicher solle gedacht werden.
Für die Initiatorinnen Silvia Schöne und Gudrun Krebs-Bothner übertrafen die Ergebnisse der Studie die Erwartungen. Die als realistisch eingeschätzte Energie-Autarkie des Gewerbeparks und eine Amortisation in neun bis zehn Jahren stelle allerdings auch die Frage nach weiteren Schritten, um die Vernetzung, eines der Ziele von Nachhaltigkeit, zu nutzen und Synergieeffekte für das gesamte Verbandsgebiet des Gewerbeparks Hohenlohe zu erreichen. Als Reaktion darauf erklärte Stefan Müller, Geschäftsführer von GEMÜ, sein starkes Interesse an der Fortführung des Projektes und wies auch darauf hin, dass man die Energiemaßnahmen modular gestalten solle, um auch die Erweiterung des Gewerbeparks mit autarker Energie versorgen zu können.
Abschließend stellte Professor Ibrahim fest, dass der Gewerbepark Hohenlohe insgesamt das lokale Potenzial habe, mit dezentralen und regenerativen Energieressourcen CO2-neutral zu werden. Er regte an, weitere Szenarien zu betrachten. Wie die Präsentation ( Nachmittag) gezeigt hat, besitzen er und seine Studierenden am Campus Künzelsau die Expertise, dieses Leuchtturmziel mit den Verantwortlichen des Zweckverbands Gewerbepark Hohenlohe, den Unternehmen und Hohenlohe for Future zu verwirklichen.
Wer Interesse an der Zusendung der Präsentationsfolien hat, wendet sich an Hohenlohe for Future, E-Mail: kuenzelsau@parentsforfuture.de. Die Folien werden demnächst auch auf der Homepage der von Hohenlohe for Future veröffentlicht.